| Welche Testmöglichkeiten gibt es?

Leider gibt es heutzutage immer noch keine zuverlässige Testmethode, die weltweit verbreitet ist und immer 100% zuverlässige Ergebnisse bei einer chronischen Harnwegsinfektion zeigt.  Wir haben für Sie trotzdem eine Übersicht von verfügbaren Testmethoden mit Vor- und Nachteilen jeder Untersuchung vorbereitet. Diese Übersicht wird Ihnen helfen vor allem , wenn die üblichen Tests bei Ihnen negativ bei bestehenden Symptomen ausfallen und Sie nicht mehr wissen, was Sie weiter tun können.

Wir möchten explizit betonen, dass wir die unten angegebenen Testmethoden bei den Harnwegsinfektionen (HWI) (v.a. chronischen HWI) und nicht bei den anderen Krankheiten analysieren.  

Zwei Teststreifen mit farbigen Segmenten auf einem hellen Hintergrund.

Teststreifen

Petri-Schale mit einer Nadel, die eine grüne Probe aufnimmt.

Kulturtest / EQUC

Rosa Mikroskop auf grünem Sockel mit einem runden Lichtsignal.

Urin Microskopie

Reagen für PCR-Tests mit grünem Verschluss und beschriftetem Behälter.

Urin PCR-Test

Grüne Darstellung einer DNA-Doppelhelix auf hellem Hintergrund.

DNA-Urintest

| Teststreifen

Urinteststreifen sind eine schnelle, einfache und kostengünstige Methode, um erste Hinweise auf mögliche Gesundheitsprobleme zu erhalten. Sie werden häufig in Arztpraxen und zu Hause verwendet, um Parameter wie pH-Wert, Leukozyten, Nitrit, Eiweiß und Blut im Urin zu analysieren. Diese Werte können auf eine Infektion der Harnwege hindeuten.

Welche Ergebnisse liefert der Test?

Urinteststreifen können folgende Werte analysieren:

  • Leukozyten (weiße Blutkörperchen) und Nitrit, die auf eine Infektion hinweisen können,
  • pH-Wert, Eiweiß, Glukose, Ketone, Blut, Urobilinogen/Bilirubin,
  • Spezifisches Gewicht, das die Urinkonzentration zeigt.

Vorteile der Urinteststreifen:

  • Kostengünstig
  • Schnelle Ergebnisse (innerhalb von 30 Sekunden)
  • Kann zu Hause durchgeführt werden

Einschränkungen des Tests bei einer Harnwegsinfektion:

Studien zeigen, dass Urinteststreifen bei chronischen Beschwerden oder Patienten mit niedrigeren Bakterienkonzentrationen oft unzuverlässig sind. Eine Untersuchung von Khasriya et al. (2010)* ergab, dass:

  • Die Sensitivität von Leukozyten-Esterase (56%), Nitrit (10%) und der mikroskopischen Untersuchung auf Pyurie (56%) begrenzt ist.
  • Die Spezifität für diese Tests bei Midstream-Urinen bei 66% (Leukozyten-Esterase), 99% (Nitrit) und 72% (Pyurie) liegt.
  • Für Katheterproben liegt die Sensitivität bei ähnlichen Werten: 59% (Leukozyten-Esterase), 20% (Nitrit) und 66% (Pyurie).

Die Studie stellte zudem fest, dass der herkömmliche Schwellenwert für den Nachweis einer Infektion (10⁵ KBE/ml) oft eine signifikante Anzahl von Infektionen übersieht. Bei Verwendung einer verbesserten Kulturmethode mit einer Schwelle von 10² KBE/ml wurden in 29% der Fälle Infektionen nachgewiesen, verglichen mit nur 15% bei 10⁵ KBE/ml.

Schlussfolgerung:

Trotz ihrer Verbreitung und Aufnahme in medizinische Richtlinien sind Urinteststreifen nicht ausreichend für die Diagnose von Harnwegsinfektionen, insbesondere bei Patienten mit chronischen Beschwerden oder unspezifischen Symptomen. Sie sollten in diesen Fällen nicht als verlässliche Diagnosemethode verwendet werden.

*Khasriya R, Khan S, Lunawat R, Bishara S, Bignall J, Malone-Lee M, Ishii H, O'Connor D, Kelsey M, Malone-Lee J. The inadequacy of urinary dipstick and microscopy as surrogate markers of urinary tract infection in urological outpatients with lower urinary tract symptoms without acute frequency and dysuria. J Urol. 2010 May;183(5):1843-7. doi: 10.1016/j.juro.2010.01.008. Epub 2010 Mar 29. Erratum in: J Urol. 2012 May;187(5):1938. Bignal, Jenine [corrected to Bignall, Jenine]. PMID: 20303096.

| Urin Kulturtest

Der Urin-Kulturtest ist ein etabliertes Verfahren zur Identifizierung von Infektionen in den Harnwegen. Es wurde in den 1950er Jahren entwickelt, um akute Niereninfektionen (z. B. Pyelonephritis) nachzuweisen. Trotz seiner Verbreitung weist der Test einige Einschränkungen auf, insbesondere bei der Diagnose chronischer oder komplexer Infektionen.

Welche Ergebnisse liefert der Test?

  • Nachweis spezifischer Bakterien oder Pilze, die eine Infektion verursachen können.
  • Informationen zur Antibiotikaempfindlichkeit (Antibiogramm), die eine gezielte Therapie ermöglichen.

Vorteile des Urin-Kulturtests:

  • Standardtest bei akuten Infektionen: Der Test ist besonders hilfreich bei klassischen Symptomen wie Fieber, Schmerzen oder akuter Dysurie.
  • Antibiogramm: Liefert spezifische Informationen darüber, welche Antibiotika gegen die nachgewiesenen Erreger wirksam sind.
  • Nachweis ab einer Mindestbakterienanzahl: Erkennt Infektionen, wenn Bakterien in ausreichender Menge (10³–10⁵ KBE/ml) vorhanden sind.

Einschränkungen des Tests bei einer Harnwegsinfektion:

  1. Hohe Nachweisgrenze:
    • Die Standard-Schwelle von 10⁵ KBE/ml wurde ursprünglich für akute Niereninfektionen entwickelt. Chronische Infektionen oder niedrige Bakterienkonzentrationen bleiben häufig unentdeckt. Neuere Studien* zeigen, dass Infektionen auch bei Schwellenwerten von 10² KBE/ml klinisch relevant sein können.
  2. Zeitaufwendig:
    • Das Wachstum der Erreger auf Kulturmedien dauert 24 bis 72 Stunden, was die Diagnose und Behandlung verzögern kann.
  3. Unzureichend für bestimmte Erreger:
    • Einige Mikroorganismen, wie Ureaplasma oder Mycoplasma, wachsen nicht auf Standard-Kulturmedien und bleiben dadurch oft unentdeckt.
  4. Mischinfektionen werden oft übersehen:
    • Dominante Erreger können das Wachstum weniger dominanter Bakterien überdecken, was zu unvollständigen Ergebnissen führt.
  5. Kein universeller Nachweis von Pilzen und anderen Spezialerregern:
    • Spezifische Tests müssen vom Arzt angefordert werden, wie z. B. für Pilze, Ureaplasmen oder Mykoplasmen.

Wann ist der Test sinnvoll?

  • Akute Infektionen: Besonders bei starken Symptomen wie Fieber, Flankenschmerzen oder Dysurie.
  • Bestimmung der Antibiotikaempfindlichkeit: Zur Auswahl eines geeigneten Antibiotikums, insbesondere bei wiederkehrenden Infektionen.
  • Nicht geeignet für chronische Infektionen oder unspezifische Symptome: Bei komplexeren Fällen sollte der Urin-Kulturtest durch modernere Verfahren wie PCR-Tests oder NGS-Analysen ergänzt werden.

Zusammenfassung:

Der Urin-Kulturtest ist ein bewährtes Verfahren bei akuten Infektionen, hat jedoch erhebliche Einschränkungen bei der Diagnose chronischer, persistierender oder komplizierter Infektionen. Moderne diagnostische Methoden sind hier oft präziser und besser geeignet.
*https://www.urologynews.uk.com/features/features/post/new-techniques-in-uti-diagnosis?

EQUC (Enhanced Quantitative Urine Culture) ist eine erweiterte Urinkultur und stellt eine Alternative zur Standard-Urinkultur dar. Während herkömmliche Tests oft keine Bakterien nachweisen, die tief in der Blasenschleimhaut sitzen oder nur langsam wachsen, kann EQUC auch sogenannte „versteckte“ oder langsam wachsende Erreger aufspüren. Das Verfahren nutzt spezifischere Nährmedien, längere Inkubationszeiten und verschiedene Sauerstoffbedingungen (aerob/anaerob), um ein genaueres Bild der bakteriellen Besiedlung zu ermöglichen. Dadurch ist EQUC besonders hilfreich bei chronischen oder wiederkehrenden Harnwegsinfektionen, die in Standardtests häufig unerkannt bleiben.
Leider ist EQUC derzeit in Deutschland nicht verfügbar – interessierte Patient:innen müssen ihre Urinprobe meist an spezialisierte Labore im Ausland senden, z. B. nach Großbritannien (Focus Laboratories)*.

*Die Informationen zu den Laboren werden zur Informationszwecken gestellt und sollen nicht als eine Empfehlung oder Werbung von uns betrachtet werden.

| Urin Mikroskopie

Die Urinmikroskopie ist ein bewährtes diagnostisches Verfahren zur Beurteilung von Erkrankungen der Nieren und Harnwege. In Deutschland erfolgt die Durchführung standardisiert.  

Welche Ergebnisse liefert der Test?

Es werden Zellen (z. B. Epithelien, Erythrozyten, Leukozyten), Zylinder, Kristalle und Mikroorganismen (Bakterien und Pilze) identifiziert und quantifiziert.  

Vorteile der Urinmikroskopie:

  • Relativ einfache Durchführung und niedrige Kosten 
  • Verfügbarkeit in vielen Laboren in Deutschland (nur mit sedimentiertem Urin)

Einschränkungen des Tests bei einer Harnwegsinfektion:  

Weiße Blutkörperchen (Leukozyten) sind ein typisches Zeichen für eine Infektion. Sie sterben jedoch sehr schnell ab und zerfallen, bevor die Urinprobe das Labor erreicht. Dadurch kann dieses Infektionszeichen verloren gehen. Studien haben gezeigt, dass die Anzahl der weißen Blutkörperchen bereits nach nur zwei Stunden um etwa 60 % sinkt.* Daher ist es essenziell, mit frischem Urin zu arbeiten, um genaue Ergebnisse zu erhalten.

Es wurde außerdem beobachtet, dass bei einer Infektion auch die Anzahl der Epithelzellen im Urin erhöht sein kann (dies gilt nicht für alle, aber für die Mehrheit der Patienten). Deshalb soll dieser Aspekt ebenfalls berücksichtigt werden. Da die Labore in Deutschland meistens nicht mit frischem Urin arbeiten und die Proben vor der Analyse zentrifugiert werden, besteht ein erhöhtes Risiko für falsche negative Ergebnisse. Dadurch kann eine bestehende Infektion übersehen werden.

*Book Cystitis unmasked Malone-Lee, J. 9781910079645 https://books.google.de/books?id=4ZgqEAAAQBAJ 2021 tfm Publishing Limited

| Urin PCR-Test

Ein Urin PCR-Test (Polymerase-Kettenreaktion) ist ein modernes Verfahren zur genauen Identifizierung von Infektionen in den Harnwegen.  

Welche Ergebnisse liefert der Test?  

Der Test weist Bakterien nach, die potenzielle Erreger einer Infektion sind.  

Vorteile des PCR-Tests  

  • Im Gegensatz zu herkömmlichen Tests, die oft nur häufige Bakterien erkennen, kann die PCR-Methode auch schwer nachweisbare Erreger und geringe Mengen an DNA identifizieren.  
  • Relativ schnelle Ergebnisse nach 24 Stunden. 

Einschränkungen des Tests:  

  • Der Test ist in Deutschland nur für eine begrenzte Anzahl von Bakterien verfügbar  
  • Es gibt nur eine begrezte Zahl von Laboren, die den Test anbieten.

Wann ist der Test sinnvoll?  

Der PCR-Test kann hilfreich sein, insbesondere wenn Standardtests keine klaren Ergebnisse liefern.  

In Deutschland gibt es folgende Varianten des Urin PCR-Tests:  

  • Multiplex-PCR STD (wird von mehreren Laboren angeboten)*:  

Nachgewiesene Erreger: Chlamydia trachomatis, Neisseria gonorrhoeae, Trichomonas vaginalis, Mycoplasma genitalium, Mycoplasma hominis, Ureaplasma parvum, Ureaplasma urealyticum. 

Einschränkung: Der Nachweis von Antibiotikaresistenzen ist mit Multiplex-PCR nicht möglich. Bei positivem Befund ist zusätzlich ein Kulturtest erforderlich.  

  • Tests am IFM - Institut für Mikroökologie in Herborn*:  

Nachgewiesene Erreger: E. Coli, Gardnerella vaginalis, Trichomonas vaginalis, Mycoplasma genitalium, Mycoplasma hominis und weitere Erreger je nach Testpaket.  

*Die Informationen zu den Laboren werden zur Informationszwecken gestellt und sollen nicht als eine Empfehlung oder Werbung von uns betrachtet werden.

| DNA-Urintest

Ein DNA-Urintest (auch als NGS - Next Generation Sequencing gennant) ist eine hochmoderne Methode zur Analyse des Mikrobioms im Urin. Im Gegensatz zu herkömmlichen Kulturverfahren und PCR-Tests kann ein DNA-Test die gesamte genetische Information im Urin analysieren und so eine Vielzahl von Mikroorganismen, darunter seltene Erreger, nachweisen.  

Welche Ergebnisse liefert der Test?  

Der Test identifiziert potenzielle Erreger einer Infektion sowie deren Empfindlichkeit und Resistenzen gegenüber Antibiotika.  

Vorteile des DNA-Tests:  

  • Breites Spektrum an Erregern: Der Test erkennt hunderte bis tausende Mikroorganismen. Im Vergleich zu anderen Verfahren kann ein DNA Test auf bis zu 50.000 verschiedene Bakterien testen.  
  • Präzise Ergebnisse: Auch geringe Mengen an DNA werden nachgewiesen, selbst wenn Bakterien in Kulturtests nicht wachsen. Dies ist besonders hilfreich, wenn Standardtests bestimmte Erreger wie Ureaplasma übersehen.  
  • Komplexe Infektionen: Der Test liefert wertvolle Informationen über Mischinfektionen und kann bei der Diagnose interstitieller Zystitis (IC) helfen, indem Erreger nachgewiesen und alternative Diagnosen ausgeschlossen werden.  
  • Antibiogramm und Resistenzen: Der Test zeigt, welche Antibiotika gegen die nachgewiesenen Erreger wirksam sind, und weist bestehende Resistenzen nach.  

Einschränkungen des Tests:  

  • Kosten: Der Test ist mit ca. 300-400 EUR deutlich teurer als herkömmliche Methoden.  
  • Ergebnisse müssen interpretiert werden: Der Test zeigt das Vorhandensein von Mikroorganismen, jedoch nicht immer, ob sie eine Infektion verursachen. Eine ärztliche Interpretation ist essenziell, was in Deutschland oft schwierig ist, da nur wenige Ärzt:innen den Test verwenden.  
  • Nicht überall verfügbar: DNA wird hauptsächlich in spezialisierten Laboren wie MicroGenDX (USA/GB) oder Digital Microbiology durchgeführt. Diese bieten jedoch internationalen Versand an, wodurch der Test auch für Patient:innen in Deutschland zugänglich ist.  
  • Momentaufnahme: Der Test zeigt alle möglichen Erreger, jedoch bleibt es schwierig zu bewerten, welche davon tatsächlich die Symptome verursachen.  

Wann ist der Test sinnvoll? 

  • Wenn bei Ihnen die herkömmliche Tests negative ausfallen trotzt anhaltenden Beschwerden.
  • Wenn Sie eine IC Diagnose bekommen und diese ausschließen möchten. 

Es gibt einige DNA-Test Anbieter, die auch für die deutsche Patient:innen zur Verfügung stehen können:

MicrogenDX (US), Digital Microbiology (GB)*

*Die Informationen zu den Laboren werden zur Informationszwecken gestellt und sollen nicht als eine Empfehlung oder Werbung von uns betrachtet werden.

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