| Welche Behandlungen gibt es?

In Deutschland ist der Zustand einer "chronischen eingebetteten Harnwegsinfektion" nicht offiziell anerkannt. Das führt dazu, dass viele Betroffene, meist Frauen, keine gezielte Behandlung erhalten und oft nur Schmerzmittel verschrieben bekommen, ohne dass die zugrunde liegende Infektion behandelt wird. Die Informationen, die wir hier bereitstellen, basieren auf Behandlungsmethoden, die in anderen Ländern praktiziert werden und zeigen auf, wie man sich auch aus Deutschland an entsprechende Kliniken wenden kann.

Ein grüner Medikamentenbehälter mit zwei Kapseln in Blau und Gelb daneben.

| Langzeit-Antibiotika

Für die Behandlung chronischer Harnwegsinfektionen (HWI) wird oft eine langfristige Antibiotika-Therapie eingesetzt. Bei chronischen bzw. eingebetteten HWI dringen die Erreger tief in die Blasenschleimhaut ein. Dort verbleiben sie, vermehren sich und werden daher weder vom Immunsystem entdeckt noch von Antibiotika erreicht. Erst wenn sich die oberen Schichten des Urothels lösen und die Bakterien wieder in den Urin freigesetzt und aktiv werden, können sie von Antibiotika abgetötet werden.

HWI Spezialist:innen wie die Artemis Cystitis Clinic, Miss Rajvinder Khasriya und Miss Kiren Gill, Mr Sachin Malde in London, Großbritannien und  wie Dr. Bundrick in den USA bieten speziell abgestimmte Behandlungspläne für Betroffene an. Diese Pläne basieren auf der Annahme, dass eine langzeitige Antibiotikatherapie notwendig ist, um die Bakterien kontinuierlich abzutöten, sobald sie aus dem Blasengewebe freigesetzt werden. Die Patient:innen aus Deutschland können die Termine entweder vor Ort in London wahrnehmen oder über einen Videotelefonat nach der Absprache mit den jeweiligen Ärzt:innen. Für die internationale Patient:innen bietet Dr. Bundrick nur online Termin an.

Über die längerfristige Antibiotikatherapie kann man in der Studie “Rekalzitante chronische Blasenschmerzen und wiederkehrende Blasenentzündung, aber negative Urinanalyse: Was sollten wir tun?* lesen.
Diese Studie untersucht die Behandlung von Frauen mit chronischen Beschwerden des unteren Harntrakts (LUTS), die möglicherweise durch eingebettete HWI verursacht werden, welche durch Standarddiagnosen oft nicht erfasst werden. Über einen Zeitraum von zehn Jahren wurden 624 Frauen mit chronischen unteren Harnwegsymptomen (Lower urinary trakt symptoms - LUTS) und Pyurie (Entzündungsanzeichen im Urin) behandelt. Die Behandlung bestand aus Langzeit-Antibiotika-Therapie, unterstützt durch das Mittel Methenamin-Hippurat (Hiprex). Ergebnisse zeigen eine signifikante Reduktion der Symptome wie Drang, Schmerzen und Entleerungsprobleme sowie eine Abnahme der Pyurie. Nur 16 % der standardisierten Urinkulturen waren positiv, was auf mögliche Mängel der herkömmlichen Diagnosetechniken hinweist.

Die Behandlung führte bei den meisten Patientinnen zu einer deutlichen Linderung der Beschwerden, ohne dass eine Zunahme antibiotikaresistenter Bakterien festgestellt wurde. Es traten insgesamt 475 Nebenwirkungen auf, darunter nur ein ernsthafter Fall. Die Autoren schlagen vor, dass Pyurie ein empfindlicher Marker für Infektionen sein könnte und dass eine randomisierte kontrollierte Studie (RCT) notwendig ist, um die Wirksamkeit dieser Therapie weiter zu erforschen.

*Swamy, S., Barcella, W., De Iorio, M. et al. Recalcitrant chronic bladder pain and recurrent cystitis but negative urinalysis: What should we do? Int Urogynecol J 29, 1035–1043 (2018). https://doi.org/10.1007/s00192-018-3569-7

| Methenamin Hippurat (Hiprex)

Hiprex ist ein Medikament, das als „Harnwegsdesinfektionsmittel“ bezeichnet wird und dabei hilft, das Blasenmilieu für Bakterien ungeeignet zu machen. Es wird in Ländern wie dem Vereinigten Königreich, Schweden, Norwegen, Dänemark, Irland, Australien und den USA häufig verwendet und kann als präventive Maßnahme oder als Teil einer kombinierten Therapie gegen chronische HWI dienen.

In Deutschland ist Hiprex jedoch nicht verfügbar, und viele Patient:innen bestellen es entweder online oder kaufen es zB in Dänemark. Leider gibt es in Deutschland keine Alternativen zum Hiprex. Es gibt Gerüchte, dass Hiprex krebserregend sein könnte, aber diese Aussagen werden durch keine wissenschaftlichen Daten gestützt. Studien zeigen keine signifikanten Hinweise darauf, dass Hiprex eine Krebsgefahr darstellt. Mehr über Hiprex finden Sie in dem Hiprex FAQ.
 

| Probiotika

Eine gesunde Blasen- und Vaginalflora spielt eine wesentliche Rolle bei der Prävention und Behandlung chronischer UTIs. Probiotika können helfen, das Gleichgewicht der Vaginal- und Blasenmikrobiome zu stärken und unterstützen die natürliche Abwehrkraft des Körpers gegen Infektionen. Da das Blasen- und Vaginalmikrobiom eng miteinander verbunden sind, kann ein gesundes Vaginalmikrobiom das Blasenmikrobiom unterstützen und somit das Risiko für wiederkehrende Infektionen senken.

Viele Studien zeigen, dass bestimmte Laktobazillenstämme besonders wirksam sind, z.B. Lactobacillus crispatus, Lactobacillus reuteri und Lactobacillus rhamnosus. Aus unserer Erfahrung wirkt der kombinierte Einsatz von oralen und vaginalen Probiotika am besten. 

Mehr über die richtige Einnahme von Pro- und Präbiotika und woauf man achten muss, finden Sie in diesem Artikel.

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